Trotz Krise Humor bewahren

27.03.2020

Rupperswil: Nichts ist mehr wie vorher. Auch der Alltag im Alters- und Pflegeheim Länzerthus ist nicht mehr der gleiche. Verschärfte Weisungen seitens der Behörden werden strikte umgesetzt. Dies zwingt die Leitung zur Streichung von Aktivitäten, Anlässen und Besuchsmöglichkeiten. All dem begegnen einige Bewohner mit Humor.

Nach wie vor treffen sich ein paar Bewohner regelmässig im Restaurant auf einen Schwatz», sagt Geschäftsleiterin Patrizia Steinacher. Das sei auch gut so, denn das soziale Umfeld sei in solchen Krisenmomenten besonders wichtig. Gerade auch für Senioren in Alterseinrichtungen. Und dies erst recht, seit ein Besuchsverbot für Angehörige und Bekannte gelte. 

Selbstverständlich wird am Stammtisch der nötige Abstand im Auge behalten. «Es ist amüsant mitzuverfolgen, wie die einzelnen Bewohner gegenseitig mit der Armlänge ausmessen, ob die zwei Meter eingehalten werden», sagt Steinacher schmunzelnd. Auch sonst nehme man den Ausnahmezustand da und dort mit Humor, lasse Witze über den «Chäfer» fallen. Humor hilft denn auch, die ganze Thematik rund um den Coronavirus etwas zu entschärfen. Denn die Leitung tut alles, um die Mitarbeitenden und die Senioren zu schützen. «Mein Neffe hat meinen betagten Eltern, die noch im eigenen Haushalt leben, einen Immun-Booster (Immun-Verstärker) vorbeigebracht», sagt Steinacher. 

Sie hat sich daraufhin das Rezept geben und vom Küchenchef des Länzerthus eine Kostprobe machen lassen. «Diese Vitaminbombe aus frischem Ingwer, Biozitronen und Honig werden wir nun allen Angestellten verteilen mit der Bitte, jeden Morgen einen Kaffeelöffel voll davon zu geniessen. Das soll die Abwehrkräfte stärken», zitiert Steinacher ihren Neffen. 

Sicherheit für alle gewährleisten

Aber natürlich versucht man auch mit anderen Massnahmen, alle vor dem Virus zu schützen – etwa mit Mundschutz für sämtliches Personal und strikten Hygieneanweisungen und deren Kontrollen. Zudem wurden die Betagten mit aktuell erst geringem Verdacht auf das Covid-19 vorsorglich isoliert. Sie kommen nur in Kontakt mit Personal in Schutzbekleidung. Ein ernster Verdacht auf eine Ansteckung bei einem Bewohner hat sich glücklicherweise nicht bestätigt.

Nicht genug. Die Sitzungszimmer, Säle und ein Teil der Nasszellen wurden vorübergehend geschlossen. Das ermöglicht, die Bewohnerzimmer und die öffentlichen Räume in höherer Kadenz zu reinigen und zu desinfizieren.  «Die neue, verschärfte Situation verunsichert jedoch schon auch den einen oder anderen Bewohner», sagt Steinacher. Denn Besuche sind nur noch im Notfall möglich. 

Für Ablenkung wird gesorgt

Nicht bei allen Angehörigen stösst diese neue Weisung auf Verständnis. Auch einige Bewohner haben Mühe damit – vor allem deshalb, weil es nun so still ist. Mit zusätzlichen Aktivitäten für die Bewohner versucht man, der Ruhe und dem Gefühl von «Eingeschlossensein» entgegenzuwirken. Eine Übertragung der Sonntagsmesse über einen Beamer, wie ursprünglich angedacht, muss nun gestrichen werden, da Messen abhalten nicht mehr gestattet ist. «Dafür konnten wir den Brunnen vor dem Haupteingang wieder aktivieren. Sehr zur Freude der Bewohner», betont Roland Huggler, Verwaltungsratspräsident des Länzerthus. 

Wie wappnet man sich im Länzerthus für den Notfall? Patrizia Steinacher: «Das Länzerthus kann zusätzliches Personal unverzügliche aus dem Notfallpool aufbieten. Zudem haben wir im Moment noch genügend freie Zimmer, um Bewohner zu isolieren.» Aber bereits jetzt kommt ein abteilungsübergreifendes Arbeiten zum Zug, wenn dies nötig wird. 

«Man ist füreinander da, zieht an einem Strick und vor allem in die gleiche Richtung. Das verstärkt das Gefühl der Verbundenheit», betont Steinacher. Und so schaut man denn zuversichtlich in die – für alle – ungewisse Zukunft.

 Artikel des Lenzburger Bezirks-Anzeigers, Carolin Frei, Ausgabe 25. März 2020

 

Bericht vom 25. März 2020

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